Die alte Leier beim einst stolzen Erstligisten: Man legt los wie die Feuerwehr und kriegt am Ende noch aufs Dach. An der kommenden Heimrunde im Seefeld geht’s somit um enorm wichtige Punkte.
Kurz nach Silvester traf sich die KF-2. Liga Gruppe 3 der Herren in einer kuschlig-kleinen Halle in Wangen SO zur drittletzten Meisterschaftsrunde der laufenden Saison. Spreiti fand sich nach 12 von 18 Spielen auf einem Abstiegsplatz (9.) wieder und war gewillt, hier mit breitem Kader den Turnaround zu schaffen. Selbstvertrauen hatte man sich kurz vor Weihnachten mit einem 9:9 im Testspiel gegen White Horse Lengnau, das um die Playoffs in der 1. Liga spielt, geholt. Und der Coachingstaff war auch edel bestückt: Headcoach war der (leider) langzeitverletzte James Irniger, assistiert wurde er vom Derendinger Traum-Duo Cedu und Simu (danke Boys!).
Die Vorbereitung war hochkonzentriert und der Start ins erste Spiel gegen die Yetis darf dann auch als äusserst gelungen bezeichnet werden. Spreiti kontrollierte das Spiel und kam zu vielen Chancen. Und für einmal zeigte man sich einigermassen effizient. Es konnte ein 3:0-Polster erarbeitet werden, ehe die Yetis nach einem schrecklichen Fehlpass auch erstmals reüssierten. Die Luzerner hatten den Start ins Spiel komplett verschlafen, wurden so jedoch geweckt und ihr Kampfgeist erwachte. Trotzdem war Spreiti weiterhin das etwas bessere Team. Man nahm den Kampf an und konnte die Führung mit in die Pause nehmen. Zwischenzeitlich führte man hier 5:1 und später 7:4 (zu erwähnen ist der erste Saisontreffer von Teamplayer Dario, Gratulation!). Eine Mannschaft mit intaktem Selbstbewusstsein gibt sowas nicht mehr aus den Händen. Doch das Spreitenbacher Pflänzchen ist noch zart und braucht Pflege, gegen starke Winde ist es noch nicht gut gerüstet. Die Yetis erhöhten den Druck und konnten verkürzen, u.a. im Powerplay (kurz vor Ablauf der Strafe, nach einem bis dahin überragenden Boxplay der Spreitenbacher… es ist momentan einfach tammi bitter!). Kurz vor Schluss gelang den Yetis (wie fast immer per Weitschuss, da wurde manchmal auch zu wenig konsequent verteidigt) tatsächlich der Ausgleich. «Darf doch nicht wahr sein», wird manch Spreitenbacher, ob Fan oder Spieler oder Coach, gedacht haben. Doch Spreiti gab nicht auf. Hürlimann kam wenige Sekunden vor dem Ende nochmals zu einem Abschluss, der jedoch ausnahmsweise neben dem Tor landete. Und 4 Sek. vor Schluss erhielten die Aargauer noch einen Freischlag zugesprochen. Torhüter raus, All-In. Geissmann kam ziemlich ungestört und aus perfekter Position zum Abschluss … doch dieser war viel zu unplatziert und konnte vom Torwart pariert werden. Aus, vorbei. Spreiti und die Yetis trennen sich nach einem harten Fight 7:7. Immerhin ein Punkt, doch es fühlte sich eher wie ein verlorener Punkt an. Zu erwähnen ist noch, dass die Yetis, bis dahin ein äusserst fairer Gegner, kurz vor Schluss auf Grosswangen machten und das ungeschriebene Gesetz des Fairplays missachteten. Müsste nicht sein.
Im zweiten Spiel traf Spreiti auf Aufsteiger Schötz, das zuvor dem Leader aus Merenschwand ein Unentschieden abgeknöpft hatte. Schötz ist eine schnelle und extrem kampfstarke Mannschaft. Da wird gekämpft bis der Schiri abpfeift. Gennaro Gattuso wäre stolz. Von diesem Kampfgeist, dies sei hier schon vor Spielberichterstattung erwähnt, darf sich Spreiti für seine Heimrunde noch eine Scheibe abschneiden. Auch gegen Schötz fand Spreiti besser ins Spiel als der Gegner und dominierte die Startphase. Nur mit dem Toreschiessen wollte es nicht so recht klappen – bis Hürlimann durchbrach und mit einem absoluten Traumpass Jungspund Ueli Meier in Szene setzte, der das 1:0 markierte. Anschliessend passierte kurioses: Spreiti erhielt einen Penalty zugesprochen (den Sanchi für einmal nicht verwerten konnte) und etwa 5 Min. später gleich noch einen. Sanchi trat erneut an, liess sich von den Mätzchen des Torhüters und vom vorherigen Misserfolg nicht beirren und reüssierte gekonnt. Somit stand es 2:0 für Spreiti. Schötz aber kämpfte (das ist ja in ihrer DNA verankert) und kam durch einen Drehschuss auf 2:1 heran. Das war auch der Pausenstand. Positiv zu erwähnen ist, wie Spreiti es geschafft hatte, in Sachen Kampfgeist und Galligkeit den Gegner zu matchen, sprich die Bank feierte
jeden Block und jeden Ballgewinn ab. So müsste das immer sein. Nach dem Tee wog das Spiel hin und her und lebte mehr vom Kampf als von schönen Spielzügen. Ueli Meier gelang es, nach forschem Forechecking einen Pass abzufangen und sogleich im Netz zu versenken. Das 3:1 für Spreiti. Es schien ein enorm wichtiger und wegweisender Treffer zu sein. Wäre nun das 4:1 gekommen, hätte es wohl gereicht … Hätte, hätte, Fahrradkette: Hürlimann scheiterte am Pfosten, Geissmanns Air-Hook-Versuch wurde im letzten Moment vom Schötzer Schlussmann pariert, Zweifel und Wacker liessen ebenfalls Top-Gelegenheiten liegen und ein frecher Abschluss von Luca Ardüser kullerte Millimeter am Pfosten vorbei. «So eine döf doch au mal ine kheie!», schrie jemand von der Bank… Nun, es will momentan einfach nicht! Schötz kämpfte und erzwang durch Weitschüsse (Spreiti kassiert definitiv zu viele Gegentore auf Weitschüsse) den Ausgleich. Alles wieder offen. Spreiti schien verunsichert und Schötz war natürlich aufgepumpt. Noch ein Weitschuss. Noch ein Tor. 4:3 für Schötz. Darf doch nicht wahr sein, schon wieder eine komfortable Führung verspielt … Das schlägt natürlich auf die Moral. Coach Irniger reagierte sofort und nahm das Timeout. Schon 5 Min. vor dem Ende wollte er alles auf eine Karte setzen und das 4vs3 installieren. Guter Plan, mangelnde Umsetzung. Ein Ball versprang im Aufbau und der Schötzer Forechecker kam zum Empty Netter wie die Maria zum Kinde … «Es isch zum Haaröl seiche»!... Selbstredend gab Spreiti nicht auf, doch die Jungs holten nun die Brechstange raus (anstatt den Ball laufen zu lassen)… Mehrmals wurde ein Abschluss genommen, wo ein letzter Pass die weitaus bessere und beinahe 100% sichere Tor-Option gewesen wäre, oder aber es wurde ein Pass gespielt, wo ein Schuss wohl angebrachter gewesen wäre… «Wem es nicht läuft, der fällt falsche Entscheidungen», eine alte Weisheit, einmal mehr bestätigt. Schötz kam zu zwei weiteren Toren nach Kontern und freute sich am Ende über einen (viel zu hohen) 7:3-Sieg. Die Köpfe der Spreitenbacher hingen tief, sehr tief. Was hier diesen Sonntag passiert war – es ist kaum zu erklären. Vom 5:1 zum 7:7 und vom 3:1 zum 3:7. Fucking unfassbar. Fucking schade. Der Aufwand, den Spreiti Spiel für Spiel betreibt, steht in einem unglaublich krassen Missverhältnis zum Ertrag. Es ist vielleicht Zeit, gewisse Taktiken, Angewohnheiten oder Konstellationen zu überdenken. Und es ist Zeit, an der Schusstechnik zu arbeiten. Aus seinen vielen Chancen (das man zu diesen kommt, ist ja schon mal super und zeit das Potenzial!) muss Spreiti endlich mehr rausholen. Es ist Zeit, sich für seinen Aufwand zu belohnen. Oder aber das Spieldiktat dem Gegner zu überlassen und auf Konter zu warten (was aber ganz und gar nicht der Spreitenbacher DNA entspräche). Wie auch immer: Lösungen sind gefragt, von jedem einzelnen. (Oder ist es Zeit, endgültig kleinere Brötchen zu backen? Wird man diskutieren müssen. Trotzdem glaube ich, dass dieses Team an der Heimrunde zu einer Reaktion fähig sein wird!) Spreiti verbleibt auf Rang 9, mit 9 Punkten, einen Punkt hinter Mellingen und zwei hinter Waltenschwil. Zwei Runden (also vier Spiele, bei 2 Punkten pro Sieg) sind noch zu spielen in dieser Saison. Als nächstes steht am 4. Februar 2024 die enorm wichtige Heimrunde im Seefeld an (kommt vorbei und macht Lärm!). Dort sind gegen Vallemaggia (4.) und Niederhasli (10.) Punkte gefordert, wenn man nicht schon vorzeitig den Anschluss an die Top 8 verlieren will. Es gilt, so zu kämpfen wie in Halbzeit 1 gegen Schötz. Vamos Spreiti!