Spreiti verliert zum ersten Mal eine Playout-Serie. Man muss sich dem TV Grosswangen in der Best-of-3-Serie 1:2 geschlagen geben. Beide Niederlagen wären vermeidbar gewesen, sind jedoch erklärbar. Eine Ursachenforschung und ein Blick zurück mit einem weinenden und einem lachenden Auge.
Im Nachgang der Playout-Serie zwischen Grosswangen (Gruppensieger 2. Liga KF) und Spreitenbach (Letztplatzierter 1. Liga KF) sind es sicher zwei Dinge, die herauszustreichen sind. Erstens: Es war eine extrem unterhaltsame, temporeiche, umkämpfte Serie auf hohem Niveau und vor grossartigen Kulissen (Spiel 3 über 400 Zuschauer). Beide Teams können in der höchsten Liga zumindest mithalten, so viel steht fest. Zweitens: Man kann es drehen und wenden, wie man will: wer eine Serie gewinnt, hat den Aufstieg verdient. Daher gratulieren wir dem TV Grosswangen zum erstmaligen Aufstieg in die 1. Liga KF. Geniesst es! (Und denkt dran: Fairplay wird gross geschrieben ;-) Doch das haben die Grosswangener bereits im Laufe der Serie gelernt - gratulation auch zu diesem Schritt, womit ihr Grösse gezeigt habt).
Spiel 1: Zu viele Strafen
Spreiti hätte rückblickend das 1. Spiel der Serie zwingend gewinnen müssen. Man war dort die bessere Mannschaft, man war immer wieder in Führung, auch kurz vor Schluss und hätte dieses Break einfach ins Trockene bringen müssen. Am Ende waren es die Strafen, die uns dort das Genick brachen. Es kann nicht sein, dass ein Erstligist sich erst ab Spiel 2 an die Linie des Schiedsrichters gewöhnt. Das muss allerspätestens nach 40 Minuten passiert sein. Klar waren das ab und zu absolute Witz-Strafen (allerdings auf beiden Seiten!) - doch damit muss man umgehen können, an die Linie des Referees muss man sich anpassen können als Favorit. Das ist der wohl grösste Kritikpunkt. Denn Grosswangen kam so 5-mal zum Powerplay spielen in Spiel 1 und reüssierte jedes Mal. Das waren fast die Hälfte ihrer Tore. (Beide Teams hatten übrigens bis Spiel 2 eine 100%-PP-Quote, erst in Spiel 3 riss diese Serie auf beiden Seiten)
Hier war wohl auch spürbar, dass der Coachingstaff erst auf die Playouts zur Mannschaft stiess, die eine Saison lang ohne Coach unterwegs war - zum ersten Mal seit 10 Jahren. Der “Arno del Curto des Limmattals” himself, Marco Grubenmann, STV-Ehrenmitglied und Aufstiegscoach von 2016, stellte sich nochmals an die Bande, assistiert von Daniel Weber. Ein sehr harmonisches Duo, zwei Top-Trainer. Doch es ist halt ein Unterschied, ob du die ganze Saison an der Seite des Teams stehst oder eben nicht. Auch sie brauchten etwas Zeit, um wieder in den Rhythmus zu kommen. Es wäre dann aber an den Führungsspielern gewesen, diesen Mangel aufzufangen. Danke dennoch an Grubenmann und Weber für ihren wertvollen Einsatz! Wie auch sie reagieren und sich steigern konnten aufs zweite Wochenende, ist bemerkenswert.
Spiel 2: Heimsieg
Im Spiel 2 war man vor heimischer Kulisse (gut 200 Zuschauer) nämlich (erneut) das bessere Team. Spreiti liess, getragen vom Heimpublikum (danke für den Support!), über weitere Strecken des Spiels Ball und Gegner laufen und liess sich auch von einem Rückstand nicht beirren. Man konnte alsbald in Führung gehen und diese kontinuierlich ausbauen. Zwischenzeitlich führte Spreiti mit 9:4. Grosswangen glänzte eigentlich nur durch Einzelaktionen oder im Powerplay. Dennoch wurde es nochmals spannend, weil Spreiti mit Fehlern den Gegner aus der Umklammerung liess. Grosswangen kam bis auf 10:9, also bis auf ein Tor, heran. Spreiti aber blieb cool, zog den Torhüter und spielte die Führung ziemlich gekonnt herunter. Hürlimann traf dann zum erlösenden 11:9, womit die Serie ausgeglichen werden konnte. Ein verdienter Sieg. Man konnte Selbstvertrauen tanken und den Grosswangenern eine Denkaufgabe mit auf den Heimweg geben. Ihr Topskorer war in Spiel 2 ohne Tor geblieben. Defensiv war das über weite Strecken topsolid von Spreiti. Was man allerdings ankreiden könnte: Jedes Mal liess man im 3. Drittel nach. Ob das eventuell mit fehlender Kondition zu tun hat, lassen wir mal einfach so im Raum stehen.
Spiel 3: Aus die Maus
So fuhr man also gleich am Folgetag nochmals ins luzernische Grosswangen. Die “Belle” stand an. Spreiti hatte bislang nur gute Erfahrungen mit Spiel 3 gemacht: Sowohl gegen Oensingen (Playouts 2017) wie auch gegen Semsales (Playouts 2019) war man im Spiel 3 siegreich geblieben. Sowieso: Eine Playoutserie hat man bis 2023 noch nie verloren. Doch wie sagt man so schön? Jede Serie reisst irgendwann…
Spreiti musste leicht umstellen, weil sich Spielertrainer/Vizetopskorer Geissmann leicht verletzt hatte. Für ihn rutschte vorerst James Irniger ins Starting Line Up. Spreiti war richtig heiss auf diese Belle und liess sich auch von der beeindruckenden Kulisse nicht sonderlich beirren. Es waren eher die Gastgeber, die zu Beginn vielleicht leicht nervös waren. Spreiti hielt die ersten 4 Minuten den Ball in den eigenen Reihen. Grosswangen hatte etwa 4 Minuten lang keine einzige (!) Ballberührung. Wahnsinn. Die Halle war mucksmäuschenstill. Jeder in der Halle dachte wohl dasselbe: “Wenn das so weitergeht, wird’s eine klare Sache für die Gäste.” Doch wie so oft kam es anders. Spreiti ging zwar folgerichtig in Führung (ausgerechnet durch James Irniger, mit einem perfekten halbhohen Schuss übers Bein). Doch dann kam Grosswangen durch ein doch eher glückliches Tor sowie eine feine Einzelleistung zur Wende. Spreiti muss sich einmal mehr an der eigenen Nase nehmen: Da macht man das Spiel, lässt dem Gegner 4 Minuten lang keine Ballberührung, und liegt kurz darauf 1:2 zurück? Darf doch nicht wahr sein. Hätte man hier zu Beginn 3, 4, 5 Tore gemacht … Aber eben. Wie oft war diese Saison in den Spielberichten zu lesen: “Hätte, hätte, Fahrradkette.” Wir können’s nicht mehr hören. Irgendwann ist das dann nicht mehr nur Pech, sondern auch (ganz viel) Unvermögen. Gepaart mit Nervosität, die bei einem Team ohne Selbstvertrauen dann halt auch schnell noch dazu kommt. Erst recht vor über 400 Zuschauern.
Nicht dass Spreiti hier schlecht gespielt hätte oder nicht gekämpft hätte. Das muss gesagt sein: jeder kämpfe bis zum Schlusspfiff. Grosses Kompliment ans ganze Team.
Das Spiel war auch richtig unterhaltsam und wog hin und her. Beim 2:1 blieb es tatsächlich bis zur ersten Pause, Spreiti konnte gar erstmals ein Powerplay überstehen. Im zweiten Drittel kam man erneut stark aus der Kabine (der Zaubertrank von Dario scheint zu helfen) und konnte das Spiel drehen. Doch zur Spielmitte wurde es plötzlich hektisch. Grosswangen kam extrem aggressiv in die Zweikämpfe und zwang Spreiti so zu Fehlern. Dem Schiri entging zwar vielleicht der eine oder andere Rempler, man kann sich auf Seiten Spreitenbach aber nicht beklagen: Ganze vier Powerplays kriegte man in Spiel 3 zugesprochen (der Gegner deren zwei), nur zwei davon konnte man ausnutzen, bei einem der anderen kassierte man gar einen Shorthander. Das hektische Mitteldrittel entsprach viel eher dem (durch das nun erwachte Publikum gepushten) Heimteam. Spreiti fand sich mit der Hektik weniger gut zurecht. Folgerichtig gelang Grosswangen die erneute Wende und sie gingen mit einem 7:5-Vorsprung und ziemlich aufgeputscht in die zweite Pause.
Spreiti sammelte sich in der Kabine und besinnte sich auf seine Stärken. Die Coaches fanden die richtigen Worte und nahmen einige Umstellungen vor. Und siehe da: Erneut gelang es Spreiti, die Halle zum Verstummen zu bringen. Die ersten 9 Minuten im Schlussabschnitt gehörten glasklar den Gästen. Es sind diese Phasen, die Spreiti (in der ganzen Saison!) immer wieder hatte, wo man denkt: “Meine Güte, da steckt so viel Power und Talent in diesem Team. Wow.” Grosswangen kam richtig unter die Räder. ABER: Spreiti erzielte in dieser Phase ein Törchen. Ein mickriges Törchen zum 7:6 (ein wunderbares Tor übrigens durch den starken Simone Sanchi). Viel zu wenig. Einfach viel zu wenig. Hinzu kamen alleine in dieser Phase drei Latten- oder Pfostenschüsse (wobei beim einen der Ball hinter der Linie aufkam, leider aber vom Schiedsrichter nicht erkannt…). Über das ganze Spiel beklagte Spreitenbach 5 oder 6 Aluminiumtreffer. Das ist unfassbar. Es hat wohl einfach nicht wollen sein … Zu allem Übel lief plötzlich auch noch der Torhüter des Heimteams richtig heiss und packte unglaubliche Paraden aus. Das brauchst du eben, wenn du aufsteigen willst: Glück, gute Torhüter, Wille und starke Einzelkönner. Den Willen legte Grosswangen sowieso über die ganze Serie an den Tag. Und die Einzelkönner waren es dann, die das Spiel entschieden: durch drei wunderbare Einzelaktionen (die Spreiti-Verteidiger wurden stehen gelassen wie Plauschliga-Spieler) erhöhte Grosswangen - komplett entgegen dem Spielverlauf - auf 10:6. Es war zum Haare raufen. Spreiti drückte und drückte und lag plötzlich mit vier Toren im Rückstand anstatt in Führung. Das 4vs3 sollte es nun richten. Doch mehr als ein Tor (durch den ab Spielmitte doch noch forcierten Geissmann) schaute auch hier nicht mehr heraus. Hinzu kam ein halbes Eigentor (Torhüter und Verteidiger rannten sich über den Haufen, der Ball kullerte der Linie entlang und musste nur noch reingedrückt werden). Ein zweites, echtes Eigentor schoss man bereits im hektischen 2. Drittel. Pleiten, Pech und Pannen. Das passt absolut zur ganzen Saison.
Grosswangen siegte letztlich 12:8 und in der Serie 2: und steigt in die 1. Liga KF auf, zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte. Wir gratulieren herzlich. Spreiti steigt nach 7 Jahren (darauf darf man auch ein wenig stolz sein) aus der höchstein Kleinfeldliga ab und muss sich nun in der 2. Liga KF behaupten. Ob es Abgänge gibt, ob ein Coach gefunden wird, ob man vielleicht doch auch mal alte Grossfeldspieler rekrutiert (scheint ja Mode zu sein) - das alles gilt es in einem ruhigen Moment im Frühling zu eruieren. Vorerst verabschiedet sich die 1. Mannschaft in eine längere Saisonpause. Nicht aber ohne ein paar grosse Dankesworte: Vielen Dank an die Helferinnen und Helfer beim Heimspiel! Danke auch an alle, die uns sowohl beim Heimspiel als aber vor allem auch in den Auswärtsspielen unterstützt haben! Spreiti-Fans mit Trommel und Spreiti-Fahnen stellten sich dem lautstarken Heimpublikum entgegen und pushten uns. Vielen Dank!! #allizeme Danke auch an «die Katze» Reto Zeindler und Bullykönig Renu, die ihr Comeback gaben, an Altmeister Reto Putzi für den jahrelangen Einsatz trotz Schmerzen und Verpflichtungen und an die Coaches, nicht nur Grubenmann und Weber, sondern alle Kurzeinsatz-Coaches, die sich diese Saison an unserer Bande abwechselten. Danke Boys. Danke ebenfalls an Starfotograf und Teilzeit-Teamarzt Lucas Hodel für die tollen Fotos vom Heimspiel! Danke auch an alle, die mitgeholfen haben, die Trainings, Sitzungen, Car-Fahrten etc. zu organisieren. Danke an unsere Sponsoren. Und danke an alle langjährigen Konkurrenten und Weggefährten, die uns aufmunternde Worte haben zukommen lassen. Bedeutet uns viel.
Es hat nicht wollen sein.
7 Jahre 1. Liga KF
Ganz zum Schluss (für die, die bis hierher durchgehalten haben) noch mit einem weinenden und einem lachenden Auge ein kleiner Blick zurück: 2015/16 stieg das Herren 1 unter der Führung von Marco Grubenmann und - das geht oft vergessen - Mischu Marti, der uns stundenlang in Konditrainings den nötigen Schliff verpasste, in die 1. Liga KF auf. Damit schrieb man Vereinsgeschichte. Der STV Spreitenbach spielte fortan in der höchsten Liga der Schweiz :-) Eine einzige Niederlage gab es auf dem Weg zum Gruppensieg. In der ersten Saison im Oberhaus hatte man natürlich hartes Brot zu essen, konnte aber Zuzwil-Wuppenau hinter sich lassen. Als 9. musste man trotzdem in die damals gerade frisch eingeführten Auf-/Abstiegsplayoffs (oder aus Sicht des Oberklassigen eben “Playouts”). In einer Best-of-5-Serie (ja, da hatte der Verband noch die Idee, Best of 5 zu spielen) konnte man die Oensingen Lions diskussionslos mit 3:0 bezwingen und sicherte sich den Ligaerhalt (die legendären Storys von der Ligaerhalt-Party im “Nordportal” werden hier mal nicht weiter ausgeführt). Die zweite Saison im Oberhaus war dann eine richtig starke, in der man erstmals ein valables “Secondary Scoring” hatte (alle Linien oder mind. zwei skorten fleissig). Schon in der vorletzten Runde war der Klassenerhalt sichergestellt, am Ende resultierte Rang 8. Die Saison 18/19 war dann wieder harzig, das Secondary Scoring war abhanden gekommen, nachdem das Experiment der “Power-Linie” eingeführt wurde. Diese produzierte zwar sehr, sehr viele Scorerpunkte, kassierte aber auch gerne mal ein Tor und weil sonst kaum jemand skorte, resultierte am Ende der 9. Rang. Man musste also wieder ins Playout. Dort kam es zum Duell mit Semsales, die Erinnerungen sind noch sehr präsent. In Spiel 1 bekam man so richtig auf die Fresse. Nur um dann im Heimspiel bärenstark zurückzuschlagen. So musste die Belle entscheiden und als ob es nicht schon nervenaufreibend genug gewesen wäre, ging dieses Spiel auch noch in die Verlängerung (nachdem ein Semsales-Akteur kurz vor Schluss aus einem Meter Distanz das leere Tor nicht getroffen hatte…). Und dort war es dann - einmal mehr - All-Time-Topskorer Hürlimann, der mit seinem Game-Winning-Goal alle Dämme brechen liess (bisch en geile Siech, Hürler). Ligaerhalt ahoi. 2019/20 war dann aber wiederum eine harzige Saison. Wie so oft spielte man zwar gut mit, holte aber selten was Zählbares. Kanonenfutter war Spreiti nie (oder selten), man blieb auch seinem offensiven Spielstil stets treu und darauf ist man zurecht ein wenig stolz. Doch die Cleverness fehlte den Jungs leider doch etwas zu oft. Zum ersten Mal landete Spreiti auf dem letzten Platz und hätte im Playout gegen Widnau antreten müssen. Corona grätschte allerdings dazwischen und so blieb Spreiti kampflos in der 1. Liga. Was folgte, war das Engagement eines Athletiktrainers und ein ziemlich hartes Sommertraining. Fit wie nie zuvor begab man sich in die Saison 20/21 und startete richtig gut. Doch die Saison wurde schon im Oktober aus bekannten Gründen abgebrochen. Die Saison 2021/22 war dann die beste der Vereinsgeschichte: im Ligacup kam man bis in den Achtelfinal (Viertelfinal wäre Vereinsrekord gewesen) und scheiterte dort nur ganz knapp am ehemaligen Cupsieger UHC Kappelen und dessen Ausnahmekönnern Otti/Hügli, die uns im Alleingang abschossen. Und in der Meisterschaft spielte man noch in der letzten Runde tatsächlich um die erstmalige Playoff-Qualifikation (Top 4), verpasste dieses Ziel dann aber doch klar und wurde immerhin 7. (es war alles eng beieinander). Die beste Rangierung der Vereinsgeschichte. Diese Saison (22/23) gab’s dann, wie erwähnt, wieder etwas gar viele “Hätte, hätte, Fahrradkette” und so scheiterte man am Ende also am TV Grosswangen. Womit wir das Kapitel 1. Liga KF (vorerst) schliessen. Es waren 7 richtig geile Jahre. Danke an alle, die das mitermöglicht haben. Eine geile Truppe junger Männer/Freunde, die sich damals dieses Ziel setzte, ohne jegliche “Verstärkung” von ehemaligen Grossfeldspielern, und dann tatsächlich aufstieg. Eine Truppe, die dann in der 1. Liga KF viel lernen musste, aber auch immer wieder (kleine) Erfolge feierte, die Grossen ärgerte, den Foodblog etablierte und - das ist das wichtigste - auch die Jungen nachzog und einbaute (wie cool muss es sein, als Junior via 4. Liga schon ziemlich bald einmal in der 1. Liga eingesetzt zu werden?). Danke und nun allen eine schöne Saisonpause. Bis im Herbst, irgendwo in einer Turnhalle (immerhin müssen wir nicht mehr nach Elgg ;P Spass beiseite, love you Guys, bärenstarke Premierensaison und auch wir stehen stolz zu unserem One-Love-Captainbändeli)
Wir werden künftig die Spielberichterstattung etwas zurückfahren und bitten um Verständnis. In der Hoffnung, dass es Spass gemacht hat, die Berichte jeweils zu lesen:
Herzlich,
R.G. 67
Foto: Lucas Hodel