Das Herren 1 kann sich steigern und holt den ersten Sieg, verpasst es aber im zweiten Spiel, sich für eine gute Leistung zu belohnen. Coach Weber zeigt Leaderqualitäten und bleibt im Amt ;-)
«Der Trainer steht nicht zur Diskussion.» Eine viel getätigte Aussage von Club-Präsidenten, keine 48 Stunden bevor sie den besagten Übungsleiter dann eben doch vor die Türe setzen (siehe Ancillo Canepa…). Nach dem katastrophalen Saisonstart musste die Frage an STV-Präsident Pascal Schori kommen: «Sitzt der Trainer der 1. Mannschaft fest im Sattel?» Der Präsident lässt sich nicht auf die Äste raus und verweist auf die starken Gegner und die Verantwortung der Spieler und was man sonst so macht… Doch wie Christian Constantin so schön sagt: Der Totomat hat immer recht. Es war also klar: Will Übungsleiter Weber (wobei «Übungsleiter» das falsche Wort ist, der Mann ist nur als «Match-Coach» und «Ideengeber» angestellt, steht tatsächlich so im Arbeitsvertrag) seinen Job behalten, braucht es Punkte gegen Rappi und/oder Hinwil.
Womit wir beim zweiten Spieltag der 1. Liga KF Gruppe Ost wären. Der STV Spreitenbach traf an diesem zweiten Spieltag auf Rappi, Aufsteiger aus der 2. Liga, und Emotion Hinwil. Wohl zwei Teams, mit denen man sich, nebst weiteren Teams wie Widnau oder Regensdorf, um einen Platz über dem Playout-Strich balgt. Rappi war gut gestartet und hatte gegen Hinwil bereits den ersten Punkt geholt. Spreiti war also gewarnt.
Womit wir wieder beim Coach wären. Spreiti-Urgestein und Ex-Chicago-Söldner Webi hatte sich sicher einen anderen Start in die Trainer-Karriere ausgemalt als drei Niederlagen (Cup eingerechnet). «Da muss schon auch von der Bank etwas mehr kommen», liess sich Präsident Schori noch entlocken, nur um nachzuschieben «aber insbesondere stehen die Spieler in der Pflicht.» Weber, ganz selbstkritisch, nahm seinem Präsidenten (der streng genommen gar nicht mehr sein Präsident ist, da Weber nicht mehr aktives Vereinsmitglied ist - so was gibt’s nur im Amateursport) die Aussage ganz und gar nicht übel: «Ich weiss, dass auch ich Fehler gemacht habe.»
«Ich weiss, dass auch ich Fehler gemacht habe»
Danny J. Weber
Womit wir wieder bei Rappi sind. Die Spreitenbacher wurden von Coach Weber exzellent auf das Spiel gegen den Aufsteiger eingestellt. Kampfgeist war gefragt, ebenso wie Torgeilheit. Beides liess man vor Wochenfrist etwas vermissen. Und dann war da noch Rappi’s Nummer 54, dessen Name dem Schreiberling soeben entfallen ist. Aber die Nummer war ja wichtig. Sie wurde derart oft betont im Vorprogramm, das einer der Fahrer aus Versehen bei Ausfahrt 54 die Autobahn verliess… Wie dem auch sei: Auf die #54 müsse man aufpassen, hatte es geheissen. Es war tatsächlich so: Rappi’s Spiel war sehr stark auf seinen Spielmacher ausgelegt. Spreiti gelang es exzellent, dessen Spielfluss und Einfluss aufs Spiel zu brechen und ihm, wie man im Fachjargon sagt, «auf die Füsse zu stehen». Der 54er konnte sich kaum entfalten und Spreiti zog Rappi so den Zahn. Da war das Team wunderbar gebrieft worden, womit also auch der Coachingstaff einen Anteil am Sieg hat. Zum Spiel: Spreiti liess sich auch von einem 0:1-Rückstand überhaupt nicht aus der Ruhe bringen und konnte immer wieder Nadelstiche setzen. Insbesondere Luca Ardüser, auf diese Saison hin neu vom Herren 2 ins Fanionteam aufgerückt, wusste zu gefallen. «Er geht eben dorthin, wo es wehtut», lobt Coach Weber. Ja, ja, alte Hockey-Floskel, aber es stimmt eben! Und genau dort muss man dann ab und zu stehen um zu skoren. Ardüser gelang mit seiner aufsässigen Art gegen Rappi ein Hattrick. Doch auch andere wussten zu gefallen. Augenfällig war sicher auch, dass All-Time-Topskorer Hürlimann (die Torgeilheit in Person?) zurück ist. Sofort nahm er Einfluss aufs Offensivspiel und verbuchte die ersten Skorerpunkte. Rappi, mit Fortdauer immer frustrierter von der aufsässigen Art der Spreitenbacher, fing sich kurz vor Schluss und beim Stand von 2:7 noch eine Strafe ein und bremste sich so selber aus. Spreitenbach’s 1. Powerplayblock spielte die erste Minute der Strafe souverän herunter. Doch dann unterlief dem 2. Block ein kleines Missgeschick, welches es Rappi erlaubte, den Torhüter zu ziehen und auf 3:7 zu verkürzen. Würde es hier tatsächlich nochmals spannend werden? Nein. Rappi versuchte zwar noch, ohne Torhüter das Wunder zu schaffen. Aber Spreitenbach hielt dicht und stellte vor allem Rappi’s Playmaker gekonnt zu. So war das 5:7 exakt 1 Sekunde vor Schluss nur noch Resultatkosmetik. Spreiti jubelte über den (verdienten) ersten Saisonsieg. Einen immens wichtigen obendrein. Im Abstiegskampf und für die Moral. Und nicht zuletzt für Coach Weber, der Leaderqualitäten gezeigt und das Team exzellent eingestellt hatte. Und somit im Amt bleiben dürfte.
Präsident Schori liess per Whatsapp seine Glückwünsche ausrichten – er hatte es vorgezogen, das Spiel nicht vor Ort zu verfolgen, um keinen Druck auf das Team auszuüben. Stattdessen soll er dem lokalen Bandensponsor der Flyers Widnau, dem Trend-Lokal «Palladium», einen Besuch abgestattet haben (was er allerdings bestreitet)…
Wir dürfen sicher auch noch festhalten, dass es nicht zuletzt auch der wiedergefundene Spassfaktor (gepaart mit der nötigen Konzentration) war, der Spreiti heute beflügelte. Wer Spass hat am Unihockey, dem gelingt eher mal ein Erfolgserlebnis. «Was allerdings nicht heisst, dass wir unkonzentriert werden dürfen. Da mag es gar nichts leiden und das habe ich den Jungs auch gesagt», betont Weber bei HotDog und Birchermüesli (by the way: wo ist eigentlich Foodblogger Dario, wenn man ihn mal braucht? Tolles Birchermüesli @Flyers Widnau!).
Fürs zweite Spiel holte Coach Weber Jungspund Cyrill Meier ins Line Up. Meier ersetzte den angeschlagenen James und machte an der Seite der fast doppelt so alten Hürlimann/Geissmann ein sehr gutes Spiel, in welchem ihm - nach brillantem Zuspiel eines alten Hasen - auch sein 1. Tor in der höchsten Kleinfeldliga gelang. Herzliche Gratulation! (Als Belohnung durfte er mit Schori ins «Palladium»)
Spreiti duellierte sich im zweiten Spiel des Tages mit Hinwil. Das sind oft heftig umkämpfte, spannende, schnelle und manchmal etwas überharte Duelle. Beidseitig wird da nicht zurückgesteckt. Weil beide Teams ein paar Routiniers verloren haben, müssen sie wohl diese Saison kleinere Brötchen backen. Und umso wichtiger sind die Direktduelle. Das merkte man vor allem den Hinwilern an. Sie bejubelten ihren Sieg am Ende fast wie eine Playoffqualifikation. Spreiti unterlag Hinwil knapp mit 4:6 (wobei das 4:6 mit der Schlusssirene und ins verwaiste Tor fiel). Dabei hatten die Aargauer noch 3:1 geführt und im Powerplay das zwischenzeitliche 3:4 (nach ein paar schwächeren Minuten nach der Pause) wieder ausgeglichen. Anschliessend hatten die Spreitenbacher, in der Schlussphase teilweise nur noch mit 2 Blöcken agierend, mehrere gute Chancen, um das Spiel auf ihre Seite zu kippen. Doch es wollte nicht sein. Stattdessen nutzte Hinwil eine kurze Unachtsamkeit in der Spreitenbacher Defensive eiskalt aus und begab sich so auf die Siegesstrasse. Und dann hielten die Zürcher Oberländer den Ball lange und sehr geschickt in den eigenen Reihen. So konnte Spreiti nur noch ganz kurz mit 4 Feldspielern agieren - zu kurz, um noch einmal ausgleichen zu können. Was Hinwil besser macht als Spreiti: Clevere Fouls im richtigen Moment und oft so, dass es der Schiri nicht sieht. Das hat Spreiti immer noch nicht drauf. «Sicher eine meiner Baustellen. Aber mir gefiel der heutige Spielsonntag trotzdem extrem gut. Wir haben Charakter gezeigt und leidenschaftlich gekämpft.» Das die Worte von Coach Weber nach dem verlorenen Spiel gegen Hinwil. Man muss ihm zustimmen: Das war heute ein ganz anderes Spreitenbach als noch eine Woche zuvor. Und dank des Siegs gegen Rappi (wofür es 2 Punkte aufs Konto gab) kletterte man auf den 8. Platz. Gegen Hinwil verpasste man es dann zwar, sich für eine grösstenteils gute Leistung zu belohnen und weitere Punkte zu holen. Doch an dieser Leistung gilt es anzuknüpfen, wenn es in bereits zwei Wochen (9. Oktober) gegen Bäretswil und Widnau weitergeht. Weber wird dann allerdings aus privaten Gründen fehlen. Für ihn übernimmt ein anderer Ex-Herren1-Spieler an der Bande: Cedu Heer. Er hat nur einen 2-Wochen-Vertrag unterschrieben – mit dem klaren Auftrag «weitere Punkte auf unser Konto zu schaufeln», wie es Präsident Schori erklärt (Denn: Der Totomat hat immer recht). Spielt man so stark wie gegen Rappi und (grösstenteils) Hinwil, kämpft weiter so leidenschaftlich, nimmt aber auch den viel zitierten Spassfaktor aus dem Training mit ins Spiel und agiert noch ein wenig cleverer, dann werden automatisch weitere Punkte und eine weitere Verbesserung in der Tabelle hinzukommen. «Ich freue mich riesig auf die Herausforderung und die Zusammenarbeit mit den Jungs», so Heer gegenüber Tele-Spreitenbach. Assistiert wird er wohl von Goalie-Legende Putzi. Für die übernächste Runde wird Weber dann wieder zurück sein und soll dann bald auch von Ex-Captain Renato Nüesch unterstützt werden, der aktuell noch auf Elch-Jagd im hohen Norden sein soll. Gespräche laufen ausserdem auch mit Ex-Coach Sandro Nüesch und dem langzeitverletzten Putzi, den Coachingstaff evt zu ergänzen. «Wir sind da noch in Gesprächen, aber wir sind guter Dinge, dass die Mannschaft jederzeit ideal betreut sein wird», so Teammanager Geissmann.
«Was sind denn die Saisonziele?», fragt der Tele-Spreitenbach-Reporter noch hinterher. «Dass jeder bis Ende Saison die Team-App zu bedienen weiss.» Mit dieser Antwort ist zwar nicht viel anzufangen, dürfte aber mit einem Augenzwinkern ans Team gemeint gewesen sein.
Teamsle-Reporter Andi wartete schon ganz wissbegierig in der Mixed Zone, bis die Spreitenbacher Oldies («Interviews müssen immer die Oldies geben, die Jungen können unsere PR-Floskeln noch nicht», erklärt Präsident Schori Jüngling Meier im Palladium) endlich aus der Garderobe kamen. Das Interview mit Geissmann - übrigens vom PR-Berater noch daran erinnert, die Kappe bitte richtig herum zu tragen, damit man das Logo sieht - gibt’s hier zum nachschauen.
Merkt es euch:
«Blaue Flecken sind Trophäen»
R. G. aus O. gegenüber «Teamsle»