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Die Herren scheitern nach hartem Fight im Ligacup-Achtelfinal am ehemaligen Cupsieger Kappelen und verpassen es somit, Vereinsgeschichte zu schreiben – fürs erste! Doch das Team kann stolz sein auf die letzten Wochen.

Spreitenbach empfing am Sonntag den UHC Kappelen (Cupsieger 2016) zum Ligacup-Achtelfinal-Duell zwischen zwei Erstligisten. Eine Viertelfinalqualifikation wäre historisch und Vereinsrekord gewesen. Das hat nämlich noch nie eine Spreitenbacher Mannschaft geschafft. Doch der Traum (man hatte erstmals so richtig daran geglaubt) bleibt vorerst genau das: Ein Traum. Gespielt wurde in der kleinen, aber schmucken Hasel-Turnhalle, da das Seefeld vom Badminton besetzt war. Doch das stellte sich als Glücksfall heraus. Die Halle und der Boden waren in perfektem Zustand und die Zuschauer mangels Tribüne direkt am Spielfeldrand, was für eine tolle Atmosphäre sorgte. Und es wurde vor einer rekordverdächtigen Kulisse gespielt (ca. 150 Zuschauer). Als der Spielsekretär die Zuschauerzahl eintrug, waren es noch weniger, weil viele wohl noch nach Parkplätzen suchten, die irgendwann Mangelware wurden… Darum steht im Spielrapport 72. Zu Spielbeginn waren dann aber alle da (oder zumindest im Gang beim Bierstand) und wurden Zeugen eines Monster-Tempo-Starts. Beide Teams schlugen eine hohe Pace an, die wohl so manch anderen Gegner in Nöte gebracht hätte. Kappelen übernahm zuerst das Spieldiktat, aber Spreiti hielt dagegen. Und tatsächlich: Dank einiger Paraden von Mese Heymann und Toren von Capitano Zweifel und Jungspund Wacker (dem ein Hattrick gelang, Gratulation!) ging Spreiti 2:0 in Führung. Die Halle explodierte ein erstes Mal. Leider fing sich Bibi Biasca dann eine (hart gepfiffene) 2-Min-Strafe ein. Spreiti zog bei Ballbesitz den Torhüter, um 3 gegen 3 spielen zu können. Leider aber verlor man den Ball etwas ungeschickt (wohl der Startnervosität geschuldet) und Kappelen netzte ins leere Tor ein und kam so auch erstmals aufs Scoreboard. Schwamm drüber, weiter geht’s. Zwei Minuten später markierte Füglister nämlich das 3:1. Jubel brandete durchs Hasel. Kappelens Paradelinie sorgte dann bis zur Pause aber für die erste Wende des Spiels und stellte auf 3:4.

Allgemein lässt sich festhalten: Die Paradelinie musste es richten für die Gäste. Von letztlich 15 Toren war sie für deren 12 verantwortlich. Eine krasse Zahl. Noch vor einigen Jahren war auch Spreiti offensiv noch oft von einer Linie abhängig. Diese Zeiten sind vorbei, mittlerweile verteilen sich die Tore über alle Blöcke. Das ist gut so und macht das Team unberechenbarer. Dafür fehlen Spreiti vielleicht diese Top-Individualisten, die Kappelen nun mal hatte. Wobei auch Spreiti hatte zwei Top-Leute: Marcel Heymann und Reto Putzi, unsere Torhüter. Das Duell auf dieser Position haben wir wohl gewonnen. Heymann, der die ersten 40 Minuten spielte, hielt schlicht ü-b-e-r-r-a-g-e-n-d und hatte eine enorme Ausstrahlung. Da hatte Kappelens Sportchef wohl schon mal das Transferformular parat. Doch auch Putzi, der nach 40 Minuten reinkam, konnte sich, vor allem bei 1-gegen-0-Situationen, mehrmals auszeichnen. Bedenkt man, dass der Älteste in Spreiti’s Kader erst gerade von einer Verletzung zurückgekehrt war, ist auch seine Leistung als Top einzustufen.

Zurück zum Spiel: Den Start ins zweite Drittel verpennte Spreiti komplett. In nicht einmal zwei Minuten fing man sich drei Gegentore ein. Doch die Reaktion darauf war eindrücklich: Statt auseinanderzufallen blieb man ruhig und drückte aufs Gaspedal. Kappelens zweiter und dritter Formation ging das zwei-, dreimal zu schnell und schon war Spreiti wieder dran. Es trafen: Biasca, Hürlimann, Wacker, Geissmann und erneut Hürlimann. Und das Spiel war wieder ausgeglichen. Die Zuschauer rieben sich verwundert die Augen. Ja, das Herren 1, vor zehn Jahren noch in den Niederungen der 3. Liga, hat einen weiteren Reifeprozess vollstreckt und schafft es, auch gegen Topteams eine Reaktion zu zeigen. Zur Pause stand es allerdings 8:9, da Kappelens 1. Linie (wer denn sonst?) nochmals traf.

Nach dem Tee (oder besser gesagt Traubenzucker) gab es eine kurze Abtastphase, kein Team wollte hier einen Fehler begehen. Dann aber liess Kappelen dem enorm wirbligen Wacker zu viel Platz und dieser erzielte das 9:9. Erneuter Ausgleich, das Hasel bebte und «L’Amour toujours» von Gigi D’Agostini (die inoffizielle Hymne für wichtige Spiele, Semsales wird sich erinnern) brandete durchs Rund. Kappelen schien tatsächlich leicht nervös, der Favorit sah sich hier mit einem widerspenstigen Heimteam konfrontiert (noch vor drei Jahren hatte dieses Duell, ebenfalls im Achtelfinal und damals im Berner Seeland, ja noch klar und deutlich 21:10 für Kappelen geendet). Doch Spreiti, vielleicht etwas müde vom hohen Tempo, welches man anschlug, beging nun den einen oder anderen Fehler zu viel. Kappelen sagte Danke und schoss innert Kürze das 10:9 und das 11:9. Wie lautstark und emotional sie diese Treffer bejubelten, zeigt, welch Last ihnen dabei von den Schultern fiel. Irgendwie eine Art Kompliment für Spreitenbach. Spreiti reduzierte auf 2 Blöcke, wollte nochmals herankommen. Doch Kappelens Paradelinie war nun endgültig on fire und schoss nochmals zwei Tore. Es wurde Zeit für den letzten Griff in die Trickkiste: 4 gegen 3. Spreiti schaffte es zwar, sich zu installieren. Aber zu sehr schien man die Verantwortung dem Kollegen (oder nennen wir das Kind beim Namen: Topskorer Hürlimann) überlassen zu wollen. Das war irgendwie zu zögerlich. Kappelen stand hoch, Spreiti kam zwar zu Abschlüssen, doch deren zwei davon segelten übers Tor. Das ist nie gut im 4 gegen 3, denn das bedeutet: Freistoss und Ballbesitz für den Gegner. Spreiti lief nun auf dem Zahnfleisch, Kappelen liess den Ball gut laufen und konnte noch das 14:9 und das 15:9 (beide ins verlassene Tor) erzielen. Das war natürlich die Entscheidung. Es blieb beim 15:9 und Kappelen jubelte über den Viertelfinaleinzug, während Spreiti den nicht-mehr-abklingen-wollenden Applaus des Publikums (und des fairen Gegners) empfing.

Ja, man hat sich erhobenen Hauptes aus dem Ligacup verabschied. Ja, die Sensation blieb aus. Doch irgendwann, irgendwann… Irgendwann kommt unser Tag, irgendwann erlegen wir einen Bären und ziehen ins Viertelfinale ein (was – apropos Semsales – unserem letzten Playoutgegner gelang, Gratulation!). Du darfst stolz sein, ja. Du darfst als Team stolz sein auf diese Leistung und auch auf jene gegen Merenschwand sowie überhaupt auf die letzten Wochen (gegen Kappelen riss leider die kleine Serie der Ungeschlagenheit, die immerhin 4 Spiele andauerte). Aber du musst eben auch angefressen sein. Es muss dich auch «anscheissen». Nur dann hast du den Biss, mal ins Viertelfinale einzuziehen. Wir sind also zähneknirschend stolz, sozusagen.

Allzu lange werden wir uns aber sowieso nicht damit beschäftigen, bereits nächsten Sonntag geht’s nämlich weiter fürs Herren 1 in der Meisterschaft.

Ligacup vs Kappelen Foto WiDDijpg

Es gilt noch diversen Leuten einen Dank auszusprechen: Den Helferinnen und Helfern, die im Hasel für ein perfekt organisiertes Cupspiel sorgten. Dem Coachingstaff, der das Team hervorragend auf das Spiel eingestellt hatte. Dem Schiedsrichter, der das Spiel sehr gut im Griff hatte. Der Nuts Bar Dietikon, die für das Cupspiel das Matchpatronat übernommen hatte. Sowieso allen unseren Sponsoren! Den Hauswarten des Seefelds und des Hasels für die unkomplizierte Abwicklung unseres Heimspiel-Transfers ins Hasel. Den Influencerinnen und Influencern, die über unser Spiel in den Sozialen Medien berichteten. Und last but not least: Den Fans. 150 Fans, direkt am Spielfeldrand. Das ist eine geniale Erfahrung. Danke für den Support! #allizeme #micdrop