Wie so oft gelingt es den Spreitenbacher Herren nicht, im Cup zu überzeugen. Spreiti scheitert an den Flyers Widnau (13:19) und muss sich einmal mehr auf die Meisterschaft konzentrieren.
Es ist wie der Husten, der jeden Winter zurückkehrt: Mühsam, schmerzhaft, aber irgendwie auch längst «normal». Und so ist es eben auch im August im Ligacup, wenn das Spreitenbacher «Cup-Gesicht» zurückkehrt: Mühsam, schmerzhaft, aber irgendwie auch längst «normal». In der Regel tut sich Spreiti in den Cuprunden in der Off-Season enorm schwer, man ist mental nicht bereit, nicht eingespielt und irgendwie «fahrig». Wobei die Ausnahme bestätigt die Regel – vor einem Jahr, also 2018, spielte man richtig ansehnlich und fegte zuerst Laupen (2. Liga) und dann auch Tramelan (mittlerweile 1. Liga KF) mit zweistelliger Differenz vom Platz. Doch 2019 kehrt das alte Cup-Gesicht zurück, wie der Husten im Winter.
Was ist passiert? Noch im Juni souverän, reisten die Spreitenbacher Herren am 18. August zur nächsten Pflichtaufgabe im Ligacup. Es war allerdings allen klar, dass dieser Gegner ein hartes Los darstellte. Die Flyers aus Widnau sind 2. Liga Gruppensieger und scheiterten erst in den Aufstiegsspielen an Wehntal Regensdorf. Doch bereits beim Einlaufen hätte jedem der wichtigste Unterschied zwischen den beiden Teams auffallen müssen: Hier Widnau mit sieben Feldspielern, alle über 30. Dort Spreitenbach mit deren dreizehn Feldspielern, viele davon noch keine 25. Da ein Ligacupspiel 3x 20 Minuten effektiv dauert, sollte Spreiti diesem Gegner konditionell meilenweit überlegen sein. Nun, das war man dann ja auch – aber man wusste damit herzlich wenig anzufangen. Dazu später mehr. Spreiti war also Favorit. Diese Rolle mag man nicht so sehr. Mit Lukas Zweifel und Marco Grubenmann fehlten zudem ein Leistungsträger und der langjährige Coach. Doch auch ohne diese beiden müsste man ein Widnau über 60 Minuten im Normalfall in die Schranken weisen.
Das Spiel begann munter, Spreiti hielt den Ball und wechselte alle vier Reihen durch. Widnau bereits ein erstes Mal ausser Atem. Doch dann schenkten die Aargauer den Ball her und kassierten prompt das 0:1. Widnau zeigte sich äusserst kaltblütig. Und Spreiti verteidigte zu Beginn richtig amateurhaft.
Pleiten, Pech und Pannen
Bereits früh kam auf der Spreitenbacher Bank Unruhe auf und man haderte mit sich und dem Schiedsrichter. So geriet man mit drei Toren in Rückstand. Captain Nüesch musste kurz ein Machtwort sprechen, um die Gemüter wieder zu beruhigen. Es blieb ja mehr als genügend Zeit! Und tatsächlich, Spreiti spielte nun ruhiger und schneller, zu schnell für Widnau – et voila, das Spiel war wieder ausgeglichen. Doch der Gegner schlug zurück, mit einer unheimlichen Effizienz und einigen schön herausgespielten Toren, u.a. im Powerplay. Kam hinzu, dass Spreiti einige Geschenke verteilte: Zweimal kassierte man ein Tor, als man in Unterzahl den Torhüter rausnahm und den Ball verlor. Einmal landete gar ein Rückpass eines Spreitenbachers im eigenen Tor. Pleiten, Pech und Pannen … Zur ersten Pause stand es 8:4 für Widnau, das sich nicht einmal besonders anzustrengend brauchte.
Trotz neuem Gameplan startete der Favorit auch ins zweite Drittel eher schlecht. Man wollte nun über den Kampf ins Spiel finden – doch das war fast unmöglich, aus dreierlei Gründen: Erstens übertrieb man es teilweise etwas mit dem Körpereinsatz. Zweitens waren die Widnauer überhaupt nicht bereit auf hart geführte Zweikämpfe und flogen wie reifes Obst von den Bäumen. Und drittens pfiff der Schiedsrichter extrem kleinlich, jeder harte Zweikampf, ob sauber oder nicht, wurde abgepfiffen. Wie dem auch sei: Es blieb leider dabei, dass Spreiti unkonzentriert verteidigte und so kassierte man einige weitere unnötige Gegentreffer, die man noch im März, in den Auf-/Abstiegsspielen gegen Semsales, nicht kassiert hätte. Einfach, weil dort Einstellung und Defensivverhalten um ein Vielfaches besser waren. Kam hinzu, dass man auch in der Offensive – trotz einigen schönen Kombinationen – entweder den Moment für den Abschluss verpasste oder schlicht
das Tor nicht traf. Topskorer Hürlimann hielt sein Team mit mehreren Toren einigermassen im Spiel. Immerhin: Ab der 33. Minute kassierte man bis zur Pause nur noch einen Gegentreffer (ins leere Tor). Auch zur zweiten Pause lag man im Rückstand, Widnau führte 12:7.
Hypothek wog zu schwer
Fünf Tore kann man problemlos aufholen, so der allgemeine Tenor. Der Kampfgeist stimmte einmal mehr bei Spreitenbach. Leider verpasste man es, in der Pause auch an der Einstellung zu schrauben. Es ist unerklärlich, wie man bei diesem Spielstand, mit der drohenden Niederlage vor Augen, weiter so fahrig verteidigen kann. Zu Beginn des dritten Drittels kassierte man sogleich zwei weitere Tore. Wind in die Segel der Widnauer natürlich. Die waren nämlich längst müde, aber mit einem Vorsprung spielt es sich halt leichter. Kommt hinzu, dass Spreiti die defensiv nun wirklich nicht überragenden Flyers viel zu wenig forderte. Trotzdem ging nun ein Ruck durch die Mannschaft und mit drei schnellen Toren kam man auf vier Tore heran, später gar auf drei Tore. Das war wohl der einzige Moment, wo Widnau kurz nervös wurde. Drei Tore sind nichts im Kleinfeldunihockey. Leider aber nahm man sich mit einer weiteren Strafe gleich selbst wieder aus dem Spiel. Widnau traf erneut in Überzahl. Spreiti kämpfte weiter, spielte mit vier Feldspielern, kam mehrmals heran, doch Widnau schlug immer wieder zurück, meistens nun mit Empty Nettern. Es gelang im 4-gegen-3 auch zu wenig gut, den Ball laufen zu lassen. Die Hypothek aus den ersten zwei Dritteln wog nun zu schwer, Widnau hielt phasenweise den Ball sehr gut in den eigenen Reihen und so lief Spreiti die Zeit davon. Ausserdem musste man noch ein weiteres Mal in Unterzahl agieren, überstand diese Strafe aber ausnahmsweise. Gegen Ende kochten auf beiden Seiten nochmal die Emotionen hoch, der Schiri hatte das Spiel längst nicht mehr unter Kontrolle. Beide Teams trafen auch nochmal, aber die Sache war längst gegessen. Am Ende siegte Widnau nicht unverdient mit 19:13.
Aus Sicht von Spreitenbach muss man sagen, dass 19 Gegentore viel zu viele sind. Da muss man über die Bücher. Der elende Husten kehrte diesen «Winter» wieder zurück. Da gilt es, endlich den richtigen Hustensaft zu finden und verdammtnochmal auch im August die Pflichtaufgaben im Cup professionell zu bestreiten.
Eins sei noch erwähnt: Nicht nur Spreiti ist noch nicht in Form, auch der Ref– immerhin Cupfinal-Leiter – war ganz und gar nicht auf der Höhe. Keine Frage: Das Spiel war ruppig und Spreiti teils überhart. Aber sechs 2-Min.-Strafen gegenüber nur einer gegen das ebenfalls nicht zimperliche Widnau? Sehr fragwürdig. Ändert aber nichts an der Tatsache, dass die Leistung Spreitenbachs einfach nicht erstligawürdig war – man muss es so sagen.
#allizeme-Mentalität wieder finden
Damit ist man einmal mehr bereits im August aus dem Ligacup ausgeschieden. Der Fokus gilt der Meisterschaft, die am 29. September startet. Vorher bestreitet die 1. Mannschaft am 24. August das Vorbereitungsturnier «Small Trophy» in Albis (wo man den Turniersieg anstrebt) und eine Woche später das traditionelle Trainingsweekend in Huttwil. Es bleibt genügend Zeit, um sich für die Meisterschaft einzuspielen. Doch es gilt, nicht nur spielerisch, sondern vor allem mental noch einen Schritt vorwärts zu machen und die #allizeme-Mentalität aus den Semsales-Spielen wieder zu finden!
Die 1. Mannschaft bedankt sich bei den Zuschauern, die uns auch auswärts in Widnau unterstützt haben. Ausserdem drückt das ganze Team den Damen heute Abend die Daumen, die im Ligacup auf Schweizermeister Oekingen treffen. Vamos Ladies!