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Von einem Testspiel, das der Vorbereitung auf die heisseste Phase der Saison dienen sollte, bevor jemand plötzlich den Stecker zog. Und von einem stillen Abschied.

Ein paar Gedanken zum abrupten Saisonende der 1. Mannschaft des STV Spreitenbach.

Autor: Roman Geissmann, Vizecaptain

Die Ohnmacht vor der höheren Macht

«LiLö» hiess das früher im Militär… Abkürzung für Lichterlöschen. Lichterlöschen herrscht momentan in der Wirtschaft und im Sport. Eben auch in der Unihockeymeisterschaft. Alle Spiele aller Ligen sind abgesagt, die Saison beendet. Eins ist klar und wichtig: Die Gesundheit aller und der Schutz der Schwachen in unserer Gesellschaft gehen vor. Völlig richtig. Undiskutierbar, unverhandelbar.

Aber wer heute die Medien liest (oder gar dort arbeitet), dem schlägt’s über kurz oder lang auf die Stimmung… Corona hier, Corona da. Da ein Toter, dort ein Infizierter, da die Schulen dicht, dort die Grenzen dicht… Parteien links und rechts instrumentalisieren das Virus für ihre Zwecke. Pfui! Bitte bitte – ich will nur noch in die Turnhalle, meine Salming-Schuhe anziehen, das Schweissbändeli am linken Handgelenk, das Tape am rechten Knie (Kreuzbandriss lässt grüssen), meinen 96 cm langen «Chnebel» aus der Tasche holen und meinem grössten Hobby nachgehen: Unihockey spielen. Sport machen. Bewegen, lachen, Tore schiessen, Abklatschen mit den Jungs. Meinen Jungs. Meinem Team.

Mein Team … wir sind jetzt alle in einem Team. Das Team gegen Corona! Diese höhere Macht, die uns alle in Ohnmacht versetzt. Plötzlich ist Ausnahmezustand. Etwas nie Dagewesenes! Die Wirtschaft, der Sport – sie leiden. Aber auch Menschen leiden. Vergessen wir das nicht.

Ich danke den Tigershark Kulm, dass wir unser Testspiel trotzdem durchgeführt haben. Zusammen etwas Spass gehabt haben in diesen speziellen Zeiten, zusammen an diesem Donnerstagabend dem 26-löchrigen Ball nachgejagt haben… auf ganz passablem Niveau, immerhin spielen beide Teams seit mehreren Jahren in der höchsten Kleinfeldliga. Und beide Teams waren mental mitten in der Vorbereitung auf die «heisse Phase» der Saison. Allerdings nicht auf die Playoffs, nein – die Playouts. In einer best-of-3-Serie hätte man seinen Mann stehen müssen. Beweisen müssen, dass man in die höchste Liga gehört. Erinnerungen kommen hoch an die souverän gewonnene Serie 2017 gegen Oensingen. Viel präsenter jedoch ist der Thriller 2019 gegen Semsales, dieses verflucht hartnäckige Semsales. Es konnte in 3 Spielen und in der Overtime in die Knie gezwungen werden (Hürlimann läuft den Bogen, schiesst … der Rest ist Geschichte).

Spreiti und Kulm müssen – nein, dürfen nicht antreten zu den Playouts. Dürfen nicht? Oder müssen nicht? Die Teams bleiben wohl erstklassig (oder doch nicht? Vieles ist unklar…), ohne aber dies sportlich beweisen zu müssen – nein, können! Wir hätten das so gerne sportlich bewiesen. Aber es gibt Wichtigeres im Leben. Wobei: Hobbys sind auch wichtig, sehr wichtig sogar. Die Jungs sind wichtig, das Team ist wichtig.

Wie uns geht es etlichen anderen Sportclubs auch. Geschweige denn Kleinfirmen, die Existenzängste haben. Aber bleiben wir beim Sport: Unser Damen 2 weiss nach einer bärenstarken Saison (Grande, Ladies!) nicht, ob sie zum Gruppensieger und Aufsteiger erklärt werden oder nicht… Fragen über Fragen.

Doch die wirklich wichtige Frage zurzeit (ich gebe offen zu, es selbst lange etwas «belächelt» zu haben) ist diejenige, ob wir dieses verdammte Virus (so was Ungreifbares, so ein Virus) in die Knie zwingen können. Dieses Virus, das unser aller Leben vom einen Tag auf den anderen so eingeschränkt hat. Als hätte jemand den Stecker gezogen (LiLö!).

Larifari-Testspiel

Keine 2 Stunden vor Anpfiff des Testspiels also, welches Kulm und Spreiti als Vorbereitung dienen sollte, kam die Meldung, dass die Saison abgebrochen wird. Die Teams entschieden sich, dennoch zu spielen. Ob es doch noch Abstiegsspiele geben wird, ist ja noch immer nicht restlos ausgeschlossen. Doch die Stimmung auf dem Feld war speziell. Die Luft irgendwie draussen. Kulm war lange etwas aktiver, kam mit der Situation besser zurecht. Spreiti hingegen war fahrig. Uninspiriert und unkonzentriert. Am Ende gewann Kulm, etwa 12:9, vielleicht auch 13:10, keine Ahnung. Fragen Sie den Schiedsrichter (der extra angereist war, dankeschön!). Im 4gegen3 konnte man zum Schluss immerhin noch Resultatkosmetik betreiben. Viel mehr war das nicht. Es war ein Larifari-Testspiel, sorry für den Ausdruck. Man schüttelte sich freundlich die Hand (bzw. gab sich die Faust) und trank ein Bierchen (auf den Ligaerhalt? Nein, so lange nix offiziell ist, würde man sich das nie getrauen).

Spreiti verliert also das Testspiel gegen Kulm. Nächsten Donnerstag käme es zur Reprise. Ob diese stattfindet? Wir wissen es momentan nicht. Ist auch nicht wichtig.

Hoffen wir jetzt auf alle (u.a. unser Teamarzt!), die irgendwie in unserem Gesundheitssystem engagiert sind (diesen Leuten gebührt riesiger Respekt und ein herzliches Dankeschön). Lassen Wir, die fit und jung sind, diese Leute gefälligst in Ruhe arbeiten und stehen wir das zusammen durch (ein Team!).

Und dann jagen wir nächsten Herbst wieder dem Unihockeyball nach. In den Salmingschuhen. Mit dem Schweissbändeli am linken Handgelenk. Und dem Tape am rechten Knie. Und so weiter. Unihockey – ich liebe dich!

R.G. #67

Danke an mein Team: Biasca Marco, Füglister Andreas, Heymann Marcel, Humbel Michael, Hürlimann Michael, Irniger James, Meier Pascal, Nüesch Renato «Capitano», Nüesch Romano, Putzi Reto, Weber Daniel, Wyss Dario, Zweifel Lukas, den uns bald verstärkenden A-Junioren Wacker Levin und Sanchi Simone und vor allem den ehrenamtlich tätigen Coaches Nüesch Sandro und Grubenmann Marco – Herren 1, STV Spreitenbach. #allizeme

Bis nächste Saison!

Bye bye #8

PS: Still und heimlich beendet damit Danny Weber seine Karriere. Lieber Weber: Danke für alles, insbesondere deine unglaublich kreativen Freistossvarianten, deinen Einsatz als Pausenverpflegungs-Lieferant, deine messerscharfen Analysen und last but not least deine kollegiale Art. Du hast so manche Schlacht im Spreiti-Shirt geschlagen, so manchen Schuss geblockt, so oft deine Knochen hingehalten (und so selten gepfeffert) – danke für alles, Danny #8! Bleib wie du bist und geniess den Unihockey-Ruhestand! Bye bye warrior